Beim Hören von Chemistry, der neuen EP des Dark-Pop Trios Parrot to the Moon aus Bern (CH), begibt man sich auf eine Nachtfahrt, eine Fahrt im Traumzustand – du, in einem schnellen Wagen, weitreichende Scheinwerfer tanzen jenseits der Windschutzscheibe und enthüllen flackernd die leere Autobahn. Die Instrumentation ist unnachgiebig, eine kraftvolle und gut geölte Maschine – warme vintage analoge Synthesizer und Drum-Machines, E-Bass und das Flirren metallischer Gitarren (ein deutliches Zeichen in Richtung dunklerer Schattierungen der Sounds der 80er). Der Gesang fokussiert und vollendet die Arrangements mit süchtig machenden Melodien und jäh befürchtest du, dich inmitten einer filmischen Darstellung eines Drogenrausches zu befinden.

Das ist Musik für nicht zu heilende Liebende, Träumer, und all jene, die lustvoll in bewegender Selbstreflexion schwelgen und die durch die Musik erheblich verstärkten emotionalen Räume erkunden. Diese erzählen von einer vom Winde verwehten Liebe (Silence Burns), dem komplizierten Gewirr emotionaler Projektionen (Chemistry), emotionaler Lähmung (Sea of Calm) und von der Schönheit einer hypnotischen Fahrt durch die Nacht (Highway 5am). Jeder Song dieser EP schneidet sich unnachgiebig tief und tiefer hinein, in eine dicke, blaue, undurchdringliche Dunkelheit. Gedankenspiele über eine lindernde Morgenröte, die gleich hinter der nächsten Kurve wartet, klingen an. Ein Gefühl, sich der Welt für einen intimen Moment entzogen zu haben und von einem melancholisch gearteten, verstärkten emotionalen Bewusstsein erfüllt zu sein, ist nach dem Hörerlebnis garantiert.

Es ist unmöglich, den konzeptionellen Charakter dieses Werks zu verkennen. Jeder Song darauf ist ein Fraktal, in sich verbunden und abgeleitet von Inhalt und Klang seiner Geschwister und dennoch völlig eigenständig, der übergeordneten Erzählung einen jeweils eigenen Wendepunkt gebend. Das Sound-Design ist weiträumig, kristallin und dennoch intim und warm. Etwas vom Besten an dieser EP ist jedoch, dass sie eine mutige und einzigartige Interpretation von intelligentem, zeitlosem Pop darstellt.

Parrot to the Moon ist ein Trio: Dominique Hindermann (Gesang, String-Synthesizer, Omnichord), David Muther (Gitarre, Synthesizer, Space FX) und Sacha di Piazza (Bass Synthesizer, arpeggierte Synthesizer, Samples, E-Bass, Drum-Machines). Sie haben sich dem Erschaffen von qualitativ hochstehender, elektronischer Pop-Musik für Liebhaber von Arpeggios und einer „dunkleren“ Art Sound gewidmet. Ihr Remix für Vincent Nuit feat. Dead Astronauts wurde auf Vincents EP veröffentlicht, welche die "Top of the Pops" auf den Beatport Pro Charts erklomm und auch für mehr als zwei Wochen dort oben geblieben ist! Die Jungs verstecken nicht, dass sie einiges vorhaben und durch jeden Zentimeter und Winkel der Welt so bald als möglich touren wollen. Bleibt dran, bitte.